Sonntag, 24. Juni 2012

Johannes der Täufer



Der Heilige dieser Woche ist Johannes der Täufer. Wenn ihr es euch irgendwie einrichten könnt, Heuschrecken zu essen - frittiert schmecken sie ziemlich lecker.

Ich glaube, einem Christ von Johannes dem Täufer zu erzählen ist, als würde man einem Nethack-spieler von Rogue erzählen. "Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war." Natürlich deutet das auf die Überzeitlichkeit von Christus hin, und hier beginnt der Vergleich zu hinken - aber egal!

Reden wir doch lieber von Johannes. ER, der letzte Prophet des Alten Bundes, der wiedergekehrte Elijah (weshalb man im Hintergrund einen Wagen mit flammenden Rädern himmelwärts ziehen sieht!). Er weist auf Christus hin, auf das Lamm (Ecce Agnus Dei!) und bereitete die Taufe vor ("Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.") - eine Vorbereitung, die essentiell war, wie man daran sah, daß Christus selbst sich taufen ließ. Man kann an dieser Stelle viel über den Wert der Taufe nachdenken. Man kann sich klar machen, daß diese eine kleine Neuschöpfung bedeutet. Mir fallen hier zwei Schriftstellen ein. Zum einen die Sintflut, in der die Sünde von der Welt gespült wurde und zum zweiten, zum viel wichtigeren Zweiten "die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. " - In der Taufe wurden wir Christen neu geschaffen. Deshalb ist diese Taufe auch EINE.

Als exotische eigene Religionsrichtung seien übrigens die Mandäer, die in Johannes eine wichtige Person ihrer Religion ansehen - Jesus jedoch als falschen Propheten ("Zuviel in irgendwelchen gnostischen Schriften gelesen!?" mag man ihnen vorwerfen). Aber das nur so nebenbei.

Johannes selbst kann man einerseits als einen Urvater der Eremiten betrachten. Er lebte in der Wüste, ernährte sich, wie oben angedeutet, von Heuschrecken und wildem Honig. Zum zweiten kann man ihn als einen Protomärtyrer sehen, starb er doch letztlich für den Glauben (übrigens eine schöne Geschichte, die zeigt, wie in Zeiten der Frauenunterdrückung die Frauen die Männer in der Hand hatten...). Ihm wurde der Kopf abgeschlagen und dieser auf einer Schale der Stieftochter des Herodes gebracht (Früher gab es keine Geldscheine, weshalb man Gogo-Tänzerinnen nicht einfach etwas Kleingeld irgendwo hinstecken konnte) - weshalb man auch den Kopf auf einer Schale sieht. Übrigens scheint Flavius Josephus diese Hinrichtung als ein Zeichen für den Niedergang des jüdischen Herrscherhauses zu sehen.

Die Legenda Aurea bezeichnet Johannes als einen Engel, analog dazu stellt ostkirchliche Ikonigraphie (und wir!) ihn oft mit Flüglen dar. Woher kommt das? Nun, Johannes ist der, über den der Herr von Maleachi verkünden läßt: "Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. " - Boten werden oft als die Boten Gottes, d.h. Engel gesehen.

Interessant ist zu betonen, daß Johannes einer der wenigen ist, dessen Geburt wir gedenken. Die Vorreiterrolle wurde früher als so wichtig gesehen, daß man die Geburt des Johannes quasi als kleines Sommerliches Weihnachtsfest feierte, mit kleiner Adventszeit! Im Mittelalter gab es sogar am 24. September ein Fest der Empfängnis des Johannes. In der Ostkirche wird diesem noch am 23. September gedacht, bei uns hat die Liturgiereform nach den Konzilswirren von Trient (Sorry, ich wollte mal traditionalistischer sein als es die SSPV erlaubt) dieses Fest leider gestrichen.

Am 24.Juni wird, wenn Johannes dem Täufer gedacht wird, die kosmische Dimension des Christentums betont, dementsprechend wurden die Sonnenwendfeiern christianisiert: So, wie die Tage von der Sonnenwende ab kürzer werden, bereiten sie Platz für das wahre Licht, Christus. Johannes sagte "Er muß wachsen, ich aber muß kleiner werden". - Und so werden die Tage kleiner, und die Erwartung der Geburt Christi größer.

Johannes ist für vielerlei Dinge Patron, ich erwähne hier nur ein paar Dinge: Wenn ihr euch ein Heimkino anschafft oder einen töften Kinoabend mit Freunden organisiert, könnt ihr ihn, als den Schutzpatron der Kinoinhaber um Hilfe anflehen. Genauso die Musiker, Sänger und Tänzer, und gottlob ist er auch ein Patron, den man gegen schlimme Widerfahrnisse wie Tanzwut anrufen kann. Äh, gegen Tanzwut.

3 Kommentare:

  1. "wie in Zeiten der Frauenunterdrückung die Frauen die Männer in der Hand hatten"

    Immer diese Pauschalzuweisungen...

    nee. Die sind zwar tot, und deswegen können sie sich nicht gegen solche Behauptungen wehren. Weshalb ich das für sie mache. Aber nur weil sie tot sind heisst das nicht, dass sie misogyn waren.

    1) jüdische Frauen erbten
    2) jüdische Frauen konnten sich scheiden lassen und taten dies auch.

    Und nun kommt Nr3, der absolute Hammer:
    Reisenden, egal ob hellenisch oder römisch, fiel immer wieder eins auf wenn sie durch jüdische Lande kamen: es werden gar keine weiblichen Säuglinge ausgesetzt... wirklich, ein eigenartiges Volk. Lobenswert, aber eigenartig. Üebrall sonst wurden "überzählige" Kinder ausgesetzt, im Rom an vor den Stadttoren oder, wenn die Eltern versuchten, dem Kind doch noch ein Überleben zu sichern, an einem Platz, der auch als "Milchplatz" bekannt war. Wer dort ein Kind fand, durfte es behalten und entweder als Sklaven oder als eigenes Kind grossziehen. Das traf vor allem Mädchen. Viel viele dieser Kinder überlebten und wie viele starben lässt sich nur spekulieren.
    Das Problem war so massiv, dass irgendwann der Kaiser (ich muss kurz nachsehen welcher, ich denke es war Augustus oder Tiberius) Familien in dieser Situation Geld gab, damit sie das Kind grossziehen konnten. Auch für Mädchen.

    Verglichen mit der Situation von Frauen in anderen Teilen der zeitgenössichen Welt genossen Frauen im antiken Mittelmeerraum einen relativ hohen Rechtsschutz. Man war weit von einer Gleichbehandlung im Sinne des Antidiskriminierungsgesetzes entfernt, aber nicht gar so düster wie immer angenommen.

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  2. Der Punkt war meinerseits auch etwas zynisch gemeint. Ich finde es halt immer wieder köstlich, wenn von der "armen unterdrückten Frau" in der Bibel oä die Rede ist, und man dann Sprüche wie "Jede Wunde, nur keine Herzenswunde; jede Bosheit, nur keine Frauenbosheit. Jedes Ungemach, nur kein Ungemach durch die zurückgesetzte Frau, jede Rache, nur keine Rache durch die Nebenfrau."

    Nun könnte man anmerken "Jaha! Sie hier: NEBENFRAU!" - Aber da soll auch darauf Hingewiesen werden, daß der Schreiber keine Rache mehr fürchtet als die einer Nebenfrau. Das klingt für mich nicht unterdrückend.

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  3. Ahh... Klasse, daß sich hier wieder 'was tut! Danke!

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